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  • AutorenbildAnna Maria

Entscheidungen

2.-11. November - 7.-15. Reisetag

Seit mehr als einer Woche bin ich nun schon hier, am Giovo Ligure in Mittelerde.

Die Pferde teilen sich eine riesige Box mit Weide, Sparta bewacht gewissenhaft mein Gepäck und ich wohne immer noch bei Elena und Matias.

Anfangs blieb ich einige Tage um besseres Wetter abzuwarten, vor allem um keinen Nebel mehr auf dem Kamm zu sehen und einen neuen Sattel zu organisieren. Das schöne Wetter kam, zusammen mit dem Sattler Gianni Ghiazza der mir einen wunderschönen, handgefertigten Sattel anbot und mir Bamiros alten abkaufte. Doch am nächsten Tag, an dem ich abreiten wollte, fing Sparta an zu bluten. Morgens wurde sie auch noch von einer Biene in den Mund gestochen und wir mussten ihr Kortison verabreichen. Dann, da sie erst gerade vor einem Monat läufig gewesen war, kontaktierten wir die Tierärztin vom Nachbardorf. Am Tag danach hatten wir einen Termin und Sparta wurde endoskopiert und weiter untersucht. Sie hatte leichte Ablagerungen in der Gebärmutter, was an sich nicht so tragisch war, doch unter Beobachtung bleiben sollte. Sie bekam Antibiotikum verschrieben und wir hatten einen weiteren Termin nach dem Wochenende. Bei dieser Nachuntersuchung war jedoch alles gut. Doch, um einer Infektion vorzubeugen, muss sie noch eine Woche lang Antibiotika bekommen.

Während all diesem Chaos, ritt ich verschiedene Pferde vom Hof, um ihnen Bewegung zu verschaffen oder bei Problemen zu helfen und arbeitete im Stall. Es regnete meistens und die Hügelkette, auf die mich mein Weg führen sollte, verschwand immer öfter im Nebel.

Das zweite Mal als ich, und auch meine Reisegefährten, bereit waren, rief ich morgens bei dem Stall an, in dem ich am Abend die Pferde eingestellt hätte und erfuhr, dass er seine Pferde ins Tal bringen liess, da das Wetter immer schlechter wurde und er und seine Frau krank waren. Somit fiel meine wichtigste Futterquelle auf dieser Etappe aus. Und dies an einem Ort wo nicht viel wächst und in einer Jahreszeit in der Futterknappheit für Pferde lebensgefährlich wird. Ausserdem war die ganze Kuppel erneut vernebelt.

Das Paar gab mir ausserdem einen Ratschlag: Wenn ich könne, solle ich so schnell wie möglich die ganze Region hinter mir lassen und in die Toskana gehen.

Alle anderen, mit denen ich später darüber sprach, sagten dasselbe. Ligurien ist in dieser Jahreszeit nicht nur ungemütlich, sondern auch gefährlich. Erst letzten Monat wurde das ganze Dorf hier überschwemmt und mehrere Familien sind nun obdachlos, und wenn der Nabel aufzieht verirren sich sogar die hier ansässigen Pilzsucher.

Ich fing an über den Karten zu brüten. Die Alta Via ist die direkteste Route, ohne allzu viel Höhenunterschied, da sie auf einem Kamm verläuft. Doch das hiesse, dass ich immer sehr hoch wäre, was das Schneerisiko erhöhen würde, dass ich weit weg von der Zivilisation wäre, was mir normalerweise sehr gefallen würde aber mir nun, mit der genesenden Hündin und den heiklen Pferden, nicht die beste Idee scheint, und dass einige Abschnitte wegen Erdrutschen geschlossen wären.

Natürlich könnte ich auch grössere Strassen durch die Dörfer nehmen, doch die sind alle Asphaltiert, was wiederum für die Hundepfoten ein Problem wäre. Ausserdem sind auch grössere Strassen durch Erdrutsche unpassierbar geworden.

Der letzte mögliche Weg würde mich ins Piemont und damit in die Po-Ebene führen, wo ich dann die ganze Kette umgehen könnte, um dann wieder nach Süden über die Apenninen zu ziehen.

Schweren Herzens habe ich mich für das Verladen der Pferde entschieden. Samstag wird uns ein Transporteur nach Sarzana bringen, ans Ende von Ligurien. Dort möchte ich die Via Francigena nehmen, die mich bis nach Rom bringt.

Ich möchte nicht die Gesundheit meiner Pferde und meines Hundes meines Stolzes wegen opfern, nur weil ich die komplette Strecke bis nach Sizilien reiten will. Mein Ziel ist, meine geliebten Tiere und Reisegefährten heil und gesund in meine neue Heimat zu bringen, und dabei noch Italien erkunden. Ich will sie natürlich nutzen, als Reit- und Lasttier, doch mit Respekt und Dankbarkeit ihnen gegenüber.

Andererseits ist da dieses Loch in meiner Reise... Doch ich werde zurückkommen und die Alta Via von Spezia bis zu den Alpen bestreiten, allerdings zu einer anderen Jahreszeit.

In meinem Rücken ist dieses warme Gefühl, welches sich in die Brust ausbreitet. Es ist ein Drang, ein Sog, weiterzuziehen, loszulassen, zu entdecken. Die Reise geht weiter!




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