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  • AutorenbildAnna Maria

Glück oder Unglück?

Ich sitze in der kalten Abendluft, vor mir das prasselnde Lagerfeuer, hinter mir das fertig-aufgebaute Zelt, neben mir Sparta, die erschöpft nach der Tagesreise ihre Beine von sich streckt. Wenn ich den Blick hebe, sehe ich die Pferde auf der Weide. Hungrig stopfen sie jeden essbaren Grashalm in sich hinein. Im Hintergrund das wunderschöne, dunkle Meer.

Was für ein unwirklicher, wunderschöner Moment! Wie schade dass dies alles nur in meiner Vorstellung ist.. So könnte mein Abend aussehen wenn ich schon auf der Reise wäre und vor drei Wochen abgeritten wäre. Doch selten läuft etwas so wie man sich das vorstellt.

Die Realität ist dass ich in der warmen Stube eines unserer Häuser im Piemont sitze und hoffe nächste Woche losreiten zu können. Nebst dem Hoffen auf eine Antwort eines Sponsors musste ich die quälend langen Lieferverzögerungen eines Sattels erdulden, der nun jedoch endlich, nach fast zwei Wochen Verspätung, angekommen ist. In den nächsten Tagen muss ich noch den Sattel einreiten, ansonsten bin ich bereit. Ich habe schon alles gepackt und bin aus dem Haupthaus ausgezogen, da ein junges Paar für ein paar Monate dort wohnen wird um den Hof zu hüten, bis meine Mutter wieder nach Italien kommt. Ich lebe aus den Packtaschen, schlafe im Schlafsack und fühle mich hier schon nicht mehr ganz zuhause.

Anfangs war dieses elende Warten sehr schwer für mich. Ich war demotiviert und wütend, weil nichts so lief wie ich es wollte und es nicht in meiner Macht lag etwas daran zu ändern. Doch als ich mich der Situation ergeben hatte, merkte ich dass doch noch einige Arbeit zu tun ist auf dem Hof um meine Zeit hier mit gutem Gewissen zu beenden.

Ich bin überzeugt davon dass alles immer so kommt wie es sein sollte und auch wenn es mir nicht immer leicht gefallen ist in den letzten Wochen, ist es gut so wie es ist.


Eines Tages lief einem Bauern das einzige Pferd fort und kam nicht mehr zurück.

Die Nachbarn hatten Mitleid mit dem Bauern und sagten: „Du Ärmster! Dein Pferd ist weggelaufen – welch ein Unglück!“

Der Landmann antwortete: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“


Eine Woche später kehrte das Pferd zurück und brachte ein Wildpferd mit in den Stall.

„Wie wunderbar“, sagten die Nachbarn: „Erst läuft dir das Pferd weg – dann bringt es noch ein zweites mit! Was hast du bloß für ein Glück!“

Der Bauer wiegte den Kopf: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“


Das Wildpferd wurde vom ältesten Sohn des Bauern eingeritten; dabei stürzte er und brach sich ein Bein. Die Nachbarn eilten herbei und sagten: „Wie schrecklich. Welch ein Unglück!“

Der Landmann gab zur Antwort: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“


Kurz darauf kamen die Soldaten des Königs und zogen alle jungen Männer des Dorfes für den Kriegsdienst ein. Den ältesten Sohn des Bauern ließen sie zurück – wegen seinem gebrochenen Bein.

Da riefen die Nachbarn: „Was für ein Glück! Dein Sohn wurde nicht eingezogen!“


Glück oder Unglück. Wer weiß das schon!


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