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  • AutorenbildAnna Maria

Cilento

28. Februar - 5. März --- 124. - 133. Reisetag

Von Castellabbate aus, ging es weiter Richtung Süden, Richtung Basilikata. Als ich lostritt folgte uns sofort der kleine schwarze Hund der Nachbaren, Cousins unseres Gastgebers. Als ich es bemerkte rief ich Alessandro an um ihn zu bitten, das Hündchen kurz einzusperren, nicht dass es uns nachliefe… Er meinte ich solle mir keine Sorgen machen, es würde uns für ein paar Kilometer folgen und dann umkehren. Somit ritten wir zu fünft los. An der nächsten Tankstelle traf ich auf einen Freund von Alessandro der angeboten hatte mir heute mit dem Fahrrad den Weg zu zeigen. Er arbeitete als Tourist-Guide in dieser Gegend und kannte sich somit sehr gut aus. Wir ritten fast den ganzen Tag auf Kieswegen, die Hügel des Cilento hinauf- und hinabsteigend.

Nachmittags kamen wir in Acciaroli an. Mir wurde eine Weide zur Verfügung gestellt, auf der sich ein riesiger, alter, verfallener Turm befand. Es begrüssten uns die zwei Pferde des Gastgebers und nachdem ich meine beiden abgesattelt hatte, wurde schnell Freundschaft geschlossen. Was für ein malerischer Anblick das war, diese vier Pferde auf der riesigen Wiese galoppieren zu sehen, das Meer und später der Sonnenuntergang im Hintergrund. Das Land war auf drei Seiten eingezäunt, die vierte Seite wurde vom Meer begrenzt. Es war mit Abstand die schönste Weide die ich je gesehen hatte. Bevor ich mein Zelt ganz nah am Meer aufstellen konnte, bekam ich Besuch von einem netten Herr und seiner Tochter. Der Mann hatte mich über Facebook entdeckt und nutzte den Besuch bei seiner Tochter (er wohnt glaube ich in Apulien, also ziemlich weit weg) um auch mich kennenzulernen. Wir redeten eine Zeit lang und ich wurde mit den üblichen Fragen bombardiert. Bevor sie sich verabschiedeten, schenkten sie mir Trockenwürste, ein perfekter Proviant für meine Weiterreise. Abends wurde ich von meinen Gastgebern in ein Restaurant eingeladen und obwohl sie mich drängten in dem Hotel eines Freundes in einem Zimmer zu schlafen, blieb ich beharrlich bei meiner Entscheidung im Zelt zu übernachten. Ich wollte mir auf keinen Fall die Morgenstimmung entgehen lassen, und ich hatte nicht zuviel erwartet. Auch wenn ich auf der Westküste Italiens war, und somit den Sonnenaufgang nie zu sehen bekam, wachte ich doch mit dem Geräusch der Wellen und der Brandung in meinen Ohren auf. Es war einfach wunderschön...

Diese Nacht hatten ich und Sparta Besuch im Zelt. Mit uns schlief nämlich das kleine Hündchen, was natürlich nicht nach ein paar Kilometer umgekehrt, sondern uns den ganzen Tag wie ein Schatten gefolgt war. Ich hatte versucht Alessandro zu kontaktieren, doch der war Nachmittags nach Spanien geflogen und ich konnte ihn nicht erreichen.

Am nächsten Tag schrieb mir der Cousin über Facebook einen Nachricht und wir verabredeten uns, damit er das Hündchen abholte.

Nachdem wir wieder unter uns waren und schon wieder etliche Zeit auf dem Asphalt gelaufen waren, bog ich ab, Richtung Landesinnere, um einen kleinen Umweg über einen Hügel zu nehmen. Ich war überglücklich die Pferde wieder über schmale, erdige Pfade führen zu können. Oben auf dem höchsten Punkt, mit der schönsten Aussicht auf die ganze Küste, rasteten wir für ein paar Stunden. Auf ein Mal bemerkte ich dass Sparta verschwunden war doch sie kehrte nach kurzem Rufen zurück, mit dem Stück eines Schweinebeines im Maul. Somit hatte auch sie ihr Mittagessen gefunden, die Pferde knabberten an den Büschen und ich ass etwas Taralli, Käse und Wurst.

Wir machten uns danach an den Abstieg und kehrten zum Meer zurück. Von da an liefen wir den Rest des Tages auf Hauptstrassen. Zum Glück trafen wir bald auf Valerio, der uns eingeladen hatte eine Nacht bei ihm und seiner Frau auf dem Hof zu übernachten. Er kam uns mit dem Auto entgegen und begleitete uns bis zu ihm nach Hause. Wir wurden alle wunderbar umsorgt an diesem Abend und ich lernte beim Essen endlich den berühmt-berüchtigten Garibaldi kennen.

Tags darauf ritten wir alle pappsatt und voll mit Essen bepackt los. An diesem Tag hatten wir gut 30 Kilometer zu bewältigen, welche dann schlussendlich doch 37 wurden. Wie immer konnte der Weg noch so genau geplant sein, die Entfernung ist in Wirklichkeit irgendwie immer grösser als auf den Karten. Wir liefen auf der wunderschönen und zum Glück wenig befahrenen Küstenstrasse, durchquerten Pisciotta, ein malerisches kleines Dorf, und bogen bei der nächsten Kreuzung links ab um die Küste zu verlassen. Bald wurde ich dort von zwei Frauen angehalten, die Fotos mit mir machten und mich einluden in der Bar des Dörfchens vorbeizuschauen um einen Kaffee zu trinken. Auch wenn ich noch sehr viele km zu bewältigen hatte, ging ich auf ihr Angebot ein und hielt nach einigen Minuten vor der einzigen Bar. Dort erwartete mich schon das halbe Dorf, und fast alle wollten ein Foto mit mir, fragten mich aus und servierten mir den Kaffee hoch zu Ross, ohne dass ich absteigen musste. Ich musste lachen ab dieser absurden Situation. Es schien als hätten mich alle schon gesehen, auf der Strasse, in der Zeitung, im Fernsehen oder auf den Social Media. Ein komisches und sehr ungewohntes Gefühl.

Als ich mich von ihnen verabschiedete, ritt ich gutgelaunt weiter.

Kurz vor diesem Dorf hatte ich am Strassenrand gerastet und kurz etwas gegessen. Dies war womöglich ein Grund wieso mich alle Welt schon kannte. Sogar die Carabinieri hatte bei mir angehalten, wussten ebenfalls schon von mir aus den Zeitungen und fragten neugierig nach anderen Einzelheiten. An diesem Tag sah ich sie noch zwei Mal, und jedes Mal winkten sie mir begeistert zu und wiesen mir den weiteren Weg.

In Foria traf ich auf Camillo, der mir mit seiner Schimmelstute entgegengeritten war. Wir beschritten die letzten zwei Stunden des Weges zusammen und erreichten kurz vor Einbruch der Nacht sein Land, wo wir die Pferde in einem Paddock mit reichlich Heu einstellten. Er bestand darauf mich nicht im Heu schlafen zu lassen sondern mir eine Wohnung im B&B seines Freundes zu organisieren. Nachdem ich meine Sachen dorthin gebracht hatte, gingen wir eine Pizza essen und er erzählte mir Geschichten aus seinem Leben vor der Pensionierung, als er bei der Post arbeitete und zuhause einen richtigen Reiterhof zusammen mit seinem Freund betrieb.

Am nächsten Tag begleitete er mich den ganzen Weg bis zu meinem nächsten Gastgeber, Giuseppe von der San Fantino Ranch. Lustigerweise begegneten wir wieder den gleichen Carabinieri von gestern und wir wechselten kurz ein paar Worte. Der Weg war nicht weit an diesem Tag, etwa zehn Km, leider wieder sehr viel Teerstrasse. Doch kurz vor der Ankunft auf der Ranch durchquerten wir einen Fluss, wenigstens ein wenig Abenteuer...

Etwa zehn Minuten nachdem ich die Pferde versorgt hatte wurde ein wunderschönes Fohlen geboren, eine kleine weissbraune Stute, mit einem himmelblauen Auge.

Abends, nach einer Dusche (auch sie bestanden auf ein Zimmer in dem B&B eines Freundes), gingen wir aus, zuerst in eine Bar auf ein Aperitif und danach in eine Pizzeria. Tags darauf war Regen angesagt, also blieb ich dort und ruhte mich aus. Als wir uns dann Sonntags aufmachten um weiterzuziehen, begleiteten mich Giuseppe und ein anderer Freund bis an die Grenzen zur Basilikata.



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